Flogging Molly – Tour Abschluss im Zenith

Datum: Montag 19.2.2018
Location: München, Zenith die Kulturhalle
Support: Val Sinestra, Sondaschule

Für den letzten Montag hatten sich die Irish-Folk-Rocker von Flogging Molly für den Abschluss Ihrer Europa-Tour im Zenith angekündigt. Besser kann eine Woche gar nicht anfangen wenn die Jungs aus L.A. das Zenith in einen Pub voller Pogo, Schweiß und guter Laune verwandeln.

 

Es lag also an Val Sinestra aus Berlin den Abend zu eröffnen. Ihr selbstkreierter Hardcore-Rock’n’Roll bietet viel Potential. Die vier Hauptstadt Jungs zeigten sich von höchst motivierten Art die einer Band mit hohen Live-Potential zu Eigen ist. Bassist Max stürzte sich schon während der ersten Songs ins Publikum und spielte dort umringt von den zahlreichen Fans. Die zwar nicht auf ihn im Speziellen gewartet haben, aber die Aktion kam gut an und wurde entsprechend mit Applaus belohnt. Bei den Letzten Songs ging Sänger Chris ebenfalls auf Tuchfühlung, auf dem Brecherstehend wurde „Verdammt Ich lieb‘ Dich“ angestimmt, im Abschluss dann eine Runde Crowdsurfing, dann war die Zeit auch um. Auch wenn mir aufgrund des im Zenith vorherrschenden typischen Sounddesasters Val Sinestra eigener Sound eher diffus blieb, die Bühnenpräsenz und Performance war auf jeden Fall ein Klasse für sich.

 

Die zweiten im Bunde waren dann Sondaschule aus Nordrhein-Westfalen. Die sechs Ska-Punker hatten 2017 den Longplayer „Schere, Stein, Papier“ veröffentlich der auf Platz 7 der Charts stieg. Ich kenne Sondaschule von einem Auftritt auf dem Taubertal Open Air 2008. Dort haben sie mich richtig überrascht mit fröhlichem Ska-punk mit herrlich selbstironischer Note. Auch heute Abend nahmen sich die Jungs nicht allzu ernst. Eine politische Botschaft gegen Faschos war dennoch obligatorisch und dann war es auch wieder gut mit den Parolen. Der Auftritt von Sondaschule war für meinen Geschmack zu kurz. Gefühlt eine halbe Stunde und vorbei war‘s. Da hätte man schon etwas mehr rausholen können und dürfen.

 

Zum Sound von Opener „There’s nothing Left Pt. 1“ Ihrer aktuellen Scheibe „Life Is Good“ betraten Flogging Molly die Bühne und wurden frenetisch empfangen. Dave King die alte Rampensau entfachte wie gewohnt die Bewegung im Volke. Irish Folk geht einfach immer, selbst wenn einem zum Heulen ist. Ein zwei drei Pints, Volume auf volle Power und ab geht die Luzi. Wie zu erwarten auch heute Abend. Von den Klassikern „Drunken Lullabies“ „Selfish Man“ oder „Devils Dancefloor“ gemischt mit Songs von der neuen Scheibe, es blieben keine Wünsche offen. Es dauerte nicht lange bis die Temperatur anstieg, der obligatorische Pit sorgte für genug Auslauf im Publikum. Die Zeit ging rum wie nix und mit „Whats left on the Flag“ wurde wie gewohnt die Zugabe eingeläutet. Nach weiteren drei Liedern war dann Schicht im Schacht. Eigentlich schade, wo man doch gerade angewärmt war. Ich werde nie verstehen warum ein Auftritt bei den meisten Bands aus den Staaten immer nur maximal eine Stunde und zehn Minuten dauert. Vom Liedgut und auch von der Laune des Publikums her wäre da noch einiges gegangen. Nichts desto trotz ist Flogging Molly wie immer ein gelungener Act und auf jeden Fall auch sein Geld wert. Die können‘s halt, die Iren.

(Text+Bilder: Björn Engelke)


Arch Enemy - High Quality Melodic Death Metal

Datum: Freitag 12.1.2018
Location: München, Tonhalle
Support: Jinjer, Tribulation, Wintersun

Nachdem 2014 mit „War Eternal“ das letzte Album veröffentlicht wurde, war es nach drei Jahren Wartezeit im September 2017 wieder soweit. Mit „Will to Power“ veröffentlichten die Schweden von Arch Enemy endlich Ihr elftes Studio Album. Natürlich muss so eine Geburt gefeiert werden, am besten Live und in Farbe. Gesagt getan, seit der Veröffentlichung touren Arch Enemy kräftig um die Welt. Der Europateil der Tour führte sie dabei auch in die Landeshauptstadt München.

Die Tonhalle im ehemaligen Kunstpark Ost war schon Tage zuvor komplett ausverkauft. Diesmal waren sogar drei Vorbands mit im Gepäck. Warum die Großen Bands mittlerweile zu einem so opulenten Vorprogramm tendieren ist mir ein Rätsel. Zwei Einheizer sind eigentlich vollkommend ausreichend. Kann man machen nix, weder als Fan noch als Journalist wird man logischerweise gefragt. Auch der Verkauf von VIP-Tickets ist in meinen Augen fragwürdig. Käufer dieser Tickets durften in der Tonhalle auf dem Balkon Platz nehmen, bester Blick auf die Bühne. Aber von unten betrachtet sah es dort droben nicht gerade nach  Partystimmung aus. Aber auch das kann und muss jeder Gast für sich selbst entscheiden. Für mich findet die gute Laune unten im Pit statt und nicht in einer Loge.

Jinjer aus der Ukraine eröffneten den Abend pünktlich. Mit Metalcore, viel Strobo und charismatischer Sängerin im fünf-finger Pflanzen „High Life“ Outfit. Musikalisch leider nicht gerade ein Highlight. Metalcore-typisches selbstverliebtes Geschruppe auf den Gitarren, den Schlagzeuger irgendwo hinten auf der Bühne versteckt damit er auch ja kein Licht bekam. So hässlich war der jetzt doch auch wieder nicht, als das man ihn hätte verstecken müssen. Also zog Sängerin Tatjana Shmailuk die Hauptaufmerksamkeit auf sich, recht viel mehr blieb mir nicht im Gedächtnis. Die Stimmung war auch als eher mäßig bis verhalten zu beschreiben. Gut, der Abend war ja noch jung aber Metalcore zur Eröffnung bei einem Arch Enemy Konzert… naja. Anscheinend war ich aber nicht alleine mit meiner Meinung.

Nach zwanzig Minuten Umbau ging es dann mit Tribulation weiter. Die vier Landsleute von Arch Enemy praktizieren dem Bandnamen nach trübseligen Death-Metal mit Oldschool Rock Elementen. Kann man sich anhören, muss man aber nicht. Zu allgemeinem Leidwesen wurde die Bühne ziemlich heftig eingenebelt und wahlweise in entweder grünes oder blaues Licht getaucht. Ach ja, an Strobo fehlte natürlich auch nicht. Es war manchmal selbst aus dem Bühnengraben schwer die Jungs zu sehen. Da thematisch näher am Hauptthema gelang es  Tribulation die allgemeine Stimmung etwas zu heben. Der Brüller waren sie aber nicht.

Dann ging es weiter Schlag um Schlag, kamen nach einer Umbauphase letztendlich die Finnen von Wintersun auf die Bühne. Das Genre Epic Metal war Programm, schlagartig hob sich die Stimmung im Saal deutlich. Fliegendes Haar und Pommesgabeln in the Air die ich bei den Vorgängern schmerzlich vermisst hatte kamen nun endlich zum Einsatz. Die Songs luden zum Mitsingen ein und waren insofern die erste wirkliche Aufwärmrunde für die Kehlen des Publikums. Arch Enemy bietet ja auch  einige Hymnen die vollen Einsatz verlangen. Wintersun hatten auf jeden Fall sichtlich Spaß auf der Bühne, diese positive Energie gab es aus dem Saal postwendend zurück.

Endlich war es soweit, nach einer knappen halben Stunde Umbau stürmte Alissa mit Arch Enemy die Bühne. Nach einem kurzen Aufwärmer aus der Konserve mit Ace of Spades von Motörhead gab es mit „The World is Yours“ den ersten Smasher von der neuen Scheibe „Will to Power“. Weiter ging es dann mit „Ravenous“ und „Stolen Life“. Die Show war wie zu erwarten professionell und erste Sahne. Arch Enemy schaffen es einfach die Meute zu bewegen, dazu tragen zum einem die musikalische Qualität als auch die grandiose Show bei. Alissa ist ein Energiebündel auf der Bühne, fetzt über die Bühne und growlt auch den müdesten Metalhead Leben in den Schädel. Auch Ihre Bandkollegen kommen nicht zu kurz, jeder hat seinen Platz und bekommt die Zuwendung von den Fans die ihm zusteht, hier wird keiner benachteiligt. Keiner steht hier im Schatten.

Das macht Arch Enemy für mich immer wieder zu einem hören- und sehenswerten Konzert. Die Stimmung in der Tonhalle war exzellent. Die VIPs hatten anscheinend auch Ihre Freude an der guten Aussicht, aber für echte Stimmung war die Entfernung einfach zu groß, mein Eindruck. Ca. anderthalb Stunden oder auch zwanzig Songs später gab es noch die Klassiker „We Will Rise“ und „Nemesis“ zum krönenden Abschluss. Arch Enemy haben es wieder einmal eindrucksvoll bewiesen das sie zu Recht an der Spitze mitlaufen. Live und in Farbe sind Arch Enemy immer wieder eine Reise wert.

(Text+Bilder: Björn Engelke)