The Creepshow – München, 16.3.2018
Datum: Freitag 16.3.2018
Location: München, Backstage Halle
Support: Gallows Bound
Alle Jahre wieder… So könnten man diesen Bericht eigentlich beginnen lassen, sind The Creepshow doch recht zuverlässig und regelmäßig einmal im Jahr in der Landeshauptstadt zu Gast. Bei fast kanadischen Temperaturen war es diesmal quasi ein Heimspiel, hatte der deutsche Winter doch nochmal seine Krallen ausgefahren. Klar in keinster Weise vergleichbar mit den fast acht Monaten Kanadischen Winters. Die meisten von uns hatte es doch ziemlich böse überrascht, schienen die Sommerreifen doch schon in greifbare Nähe gerückt zu sein.
Diesmal hatten The Creepshow ihre Buddies von Gallows Bound im Gepäck. Ich bin kurz vor dieser Ankündigung bei YouTube auf die sechs Musiker aus Winchester Virginia (VA) aufmerksam geworden. Der selbstbetitelte Appalachian Punk Bluegrass Sound ging mir sofort ins Ohr. Entsprechend freute ich mich riesig darauf, sie live zu erleben. Gallows Bound legten pünktlich um acht mit „Broken Glass“ los. Die Anwesenden der noch spärlich gefüllten Halle waren leider eher etwas verhalten. Irgendwie ist München stimmungstechnisch oft eher spärlich, egal wie großartig die Bands abgehen. Gallows Bound zeigten eindrucksvoll ihre Interpretation von Bluegrass mit Punk-Attitüde. Zum Song „Shake“ trauten sich dann, nach Aufforderung von Sänger und Gitarrist Jesse, doch einige mutige Menschen nach vorne. Jordan Joyce, unbestritten die Augenweide der Band, zeigte ebenfalls Ihre musikalischen Qualitäten an Mikro und Gitarre. Ihr Stil die Gitarre zu spielen erinnerte mich sehr stark an The Man in Black, Johnny Cash. Die teilweise versoffen rau klingende Stimme gab vielen Songs noch den letzten Kick. Nach elf Songs und einer Zugabe machten sie dann die Bühne frei für The Creepshow. Für mich haben sich alle meine Erwartungen erfüllt, man kann sich nur wünschen das dies nicht das erste und letzte Mal war das wir Gallows Bound in Europa erleben durften.
The Creepshow eröffneten ihren Teil des Abends mit dem Titelsong dieser Tour „Death at My Door“. Energiebündel KENDA! tobte wie ein kleiner Wirbelwind über die Bühne. Bekanntermaßen ist The Creepshow eine ausgesprochene Live-Band, kleine Clubs liegen ihnen einfach. KENDA! sprang immer wieder ins Publikum, tanzte und sang mit den Gästen. Musikalisch ging es querbeet durch ihr Repertoire, natürlich viele Songs von der aktuellen Scheibe. Für meinen Geschmack hätte die Halle voller sein können, das hätte der Stimmung etwas mehr Auftrieb gegeben. Wobei ich nicht sagen will dass die Stimmung schlecht gewesen wäre, es hätte aber noch Luft nach oben gegeben. Mit „Born to Lose“ bricht dann doch das Eis und es wird endlich gesprungen und getanzt. Die Stimmung hält dann bis zum Schluß. Die letzte Zugabe gibt KENDA! live und akustisch direkt im Publikum mit „My Soul to Keep“ und sorgt damit für einen ruhigen Ausklang des Abends. Nach dem Konzert sammeln sich The Creepshow und Gallows Bound noch am Merchstand, befriedigen so die hohe Nachfrage nach Autogrammen und Selfies. Wie jedes Mal waren The Creepshow ein toller Liveact und hatten mit Gallows Bound dieses Mal auch wieder eine musikalische Neuentdeckung dabei. Wir dürfen gespannt sein was nächstes Jahr auf uns wartet.
(Text+Bilder: Björn Engelke)
Phil Campbell And The Bastard Sons – In Memoriam Motörheads
Datum: Samstag 10.3.2018
Location: München, Strom
Support: Helhorse
Nachdem ich nie die Gelegenheit hatte, Motörhead zu fotografieren, die Band welche Phil Campbells musikalisches Heim in den letzten 25 Jahren gewesen war, bot sich am 10. März 2018 für mich die Möglichkeit, zumindest Phil mit seiner aktuellen Formation abzulichten. Zunächst einmal ging ich mit gemischten Gefühlen zu diesem Konzert. Wusste ich doch, nachdem ich die Gedenkfeier für Lemmy live über YouTube verfolgt hatte, dass Phil sehr unter dem Verlust von „Lem“ gelitten hat. So wie jeder in Mr. Kilmisters engeren Umfeld. Von daher war ich sehr gespannt, was mir geboten wird. Die Kritiken zum aktuellen Album der Bastard Sons waren ja weniger euphorisch und deuteten eher auf Mittelmaß hin.
Schon kurz nach sieben hatte sich eine Traube von offensichtlichen Motörhead–Fans vor dem Strom versammelt. Gott sei Dank war ich ebenfalls schon so früh vor Ort. Bis zum Einlass um acht zeigte es sich, dass der Laden fast ausverkauft sein würde. Pünktlich ging es dann in die gute Stube. Leider zeigte sich das deutsche Publikum wenig freundlich einem Fotografen gegenüber. Die erste Reihe wurde in bester All-Inclusive Manier besetzt, fehlten nur noch die Handtücher. Man wurde schon recht unfreundlich weg komplementiert, auch wenn man nur die ersten drei Songs jeder Band fotografiert hätte. Von daher habe ich dann mit der Treppe am Merchstand vorlieb genommen.
Um kurz nach halb neun durften dann Helhorse aus Dänemark den Laden aufwärmen. Die fünf Jungs aus Kopenhagen spielten schweren Rock, Doom Metal trifft es vielleicht am ehesten. Auf YouTube hört sich ihr Zeug auf jeden Fall wesentlich besser an als im Strom. Der Sound war insgesamt zu dumpf, die Höhen kamen nicht durch und die Vocals verloren sich komplett in diesem Sumpf. Immer wenn man dachte, jetzt käme die Band auf Touren, wurde dies sofort wieder eingebremst. Vom Gesamtkonzept her erschien das Ganze zu lahm, der Sound zu dumpf abgemischt. Dazu kam dann noch eine gut eingenebelte Bühne, was das Fotografieren nicht gerade erleichterte. Bei meinem recht einseitigen Blickwinkel vom Merchandise aus war es auch schwer, alle Fünfe auf einmal auf der Bühne zu erwischen. Die Bühne im Strom ist verhältnismäßig klein, somit waren meist zwei der Jungs hinter der rechten Box versteckt. Nichts desto trotz war die Aufwärmrunde erfolgreich, den meisten Gästen schien es gefallen zu haben.
Das Intro zu Phil Campbell And The Bastard Sons war ein Klassiker: „Highway Star“ von Deep Purple. Natürlich ein gutes Zeichen und man konnte gespannt sein, ob’s der alte Herr mit seinen Jungs noch bringt. Los ging es mit „Big Mouth“ gefolgt von „Freakshow“ vom aktuellen Album. Gefolgt von „Deaf Forever“ und „Rock Out“ wurde in die Motörhead-Klamottenkiste gegriffen, sehr zum Gefallen aller Anwesenden. So ging es eigentlich den ganzen Abend durch, schön abwechselnd: Eine Neukomposition, dann ein Klassiker. Gott sei Dank hatte sich der Nebel beim Umbau verzogen und es wurde auch kein Neuer nachgelegt, was das Fotografieren echt erleichterte. Aber auch hier machte es der begrenzte Platz auf der Bühne schwer, alle Bastard Sons auf ein Bild zu bekommen. Der Sound war jetzt auf jeden Fall wesentlich besser und klarer als bei der Vorband.
Um die eingangs erwähnte Frage zu beantworten: Der alte Herr bringt es noch! Phil Campbell war ja noch nie DIE Rampensau, entsprechend kurz hält es ihn auch nur auf dem Podest auf der Bühne. Rockt er doch meist mit Understatement im Hintergrund, treibt dabei seine Jungs an. Das Hawkwind Cover „Silver Machine“ darf natürlich ebenso wenig fehlen wie der Klassiker „Ace of Spades“ oder auch „R.A.M.O.N.E.S.“. Der Song „Dark Ages“ im Southern Rock Style kommt für mich genauso gut wie aus der Tube. In der Zugabe gibt es dann zum Abschluss noch „Heroes“ von David Bowie. Für mich ein rundum gelungener Abend in familiärer Atmosphäre, es ist irgendwie schon etwas Besonderes, einer Legende so nahe zu kommen.
(Text+Bilder: Björn Engelke)