Demented Are Go – Welcome Back to Insanity Hall

Datum: Samstag 13.1.2018
Location: München, Strom
Support: King Moroi

Fast auf den Tag genau ist es nun ein Jahr her das Demented Are Go das letzte Mal in München gespielt hatten. Auch diesmal war das Strom in der Lindwurmstraße die Spielstätte der Wahl. Leider ist im Strom die auf ein Konzert folgende Diskoveranstaltung fast nie dem vorangegangenen musikalischen Thema zugeordnet. Heavy Metal nach einem Rock’n Roll Konzert kommt einfach nicht so gut an. Von daher bin ich diesem Venue etwas zwiespältig gegenüber. Die Nähe zur Band ist dafür im Strom mehr als gegeben, wo kommt man sonst so nahe an seine Idole wenn nicht in einem kleinen Club.

Im Gegensatz zu letzten Jahr gab es sogar eine Vorband. King Moroi aus Frankfurt durften die Laune der zahlreich gekommenen Fans heben. Aller Anfang ist bekanntlich schwer wie so oft bleibt zu Beginn der Platz vor der Bühne leer. Psychos sind halt einfach auch eine eigne Spezies, erst nach ein paar aufmunternden Worten von Bassist Mike Smirnov bewegte sich dann doch ein Teil der Gäste nach vorne. Der temporeiche Sound ging gut in Bein und Gehör. Ein paar schon merklich angeheiterte Menschen ergriffen die Gelegenheit zum Wrecking. Was allerdings von einer, ich sag mal eher ungünstig positionierten Dame nicht allzu gut aufgenommen wird. Dank guten Zuredens konnte hier aber eine Eskalation vermieden werden. Insgesamt schaffen es King Moroi es ziemlich gut die Meute auf den noch jungen Abend einzustimmen. Nach einer dreiviertel Stunde guter Unterhaltung war es Zeit für eine kurze Pause bevor es dann mit Demented Are Go weitergehen sollte.

Demented Are Go eröffneten mit „Holy Hack Jack“ den Reigen. Die typische Kriegsbemalung von Sparky, Grischa, Holger und Chris Damage im Zombiestyle fiel meines Erachtens etwas dezenter aus als im vergangenen Jahr. Lediglich der offene Reisverschluss von Mark Stuart Philips Hose irritiert etwas, vielleicht mit Absicht? Weiter ging es mit „Call of The Wired“, der zuvor bei King Moroi abgesteckte Wrecking-Pit bekam Zulauf und wurde spätestens bei dritten Song „Daddy’s Makin Monsters“ richtig gut. Mittlerweile war das Strom bis vor zur Bühne dicht bestückt. Mal schnell ein Bier holen war schon mit Schwierigkeiten verbunden. Die Stimmung stieg nun mit jedem weiteren Song an. Bei „One Sharp Knife“ hat Grischa Probleme mit dem Tonabnehmer seines Bass. Netterweise half Kollege Smirnov von King Moroi mit seinem Abnehmer aus, damit stand der Fortführung eines gelungenen Abends nichts mehr im Weg.

Man merkte auf jeden Fall das Sparky extrem gute Laune hatte, ob das an dem Fusel lag den er sich auf der Bühne reinzog, man weiß es nicht. Soviel ist mal klar, die Spielfreude übertrug sich nahtlos auf das Publikum, sorgte damit für eines der besten Demented Are Go Konzerte der jüngeren Zeit in München. Im letzten Drittel der Setlist ging es nicht mehr ganz so förmlich zu, wurden doch spontan einige Songs präsentiert die nicht auf der offiziellen Liste waren. Sehr zur Freude des Publikums, waren doch einige ältere Perlen darunter. Demented Are Go zeigten wieder einmal eindrucksvoll warum sie nach wie vor zu den Top-Bands in der Psychobilly Szene zählen. Nach fast anderthalb Stunden gehen (leider) die Lichter wieder an und durchweg war man sich einig: Geile Scheiße, so gut waren Demented schon lange nicht mehr!

 

(Text+Bilder: Björn Engelke)


The Busters - Straight Ahead Tour 2018

Datum: Freitag 6.1.2018
Location: München, Technikum
Support: Fenzl

Bäm! Das Jahr 2018 ist noch keine Woche alt und schon dürfen die alten Hasen von The Busters wieder ran. Letztes Jahr wurde mit der Ska Bang 87 Tour zweimal in München gastiert, im Januar in Technikum und im Sommer dann auf dem Free&Easy Festival im Backstage. Dieses Jahr fand mein persönlicher Auftakt zum musikalischen Jahr 2018 ebenfalls im Technikum statt.

 

Diesmal gab es sogar ein kleines Vorprogramm. Michael Unfried Fenzl, der Ex-Django 3000 Kontrabassist, durfte mit seinem Soloprojekt Fenzl den Abend für The Busters eröffnen. In einer knappen Dreiviertelstunde gab er zehn eigene Songs zum Besten. Wer vielleicht Django 3000 Anleihen erhofft hatte wurde enttäuscht. Es gab lediglich eigene Stücke zu hören. Es gab bodenständigen bayrischen Indie-Pop-Rock zu hören. Für mich fehlte leider eine gewisse Eigenständigkeit und auch der soundtechnische Druck. Nur bayrische Mundart als herausstechendes Merkmal ist mir dann doch zu wenig, es riss mich nicht wirklich mit. Da geht mit Sicherheit noch was. Vielleicht muss Fenzl hier noch ein wenig reifen, den Abstand zu Django 3000 etwas wachsen lassen. Das Potential für guten Sound hat er allemal. Fenzl hinterließ das Technikum auf jeden Fall in guter Stimmung. Der Rest ist mit Sicherheit Geschmacksache.

The Busters konnten für 2018 ebenfalls mit ein paar Neuerungen aufwarten. Nach zwölf Jahren hat Sänger Ron Marsman die Band Mitte 2017 verlassen und seinem Nachfolger Joe Ibrahim große Fußstapfen hinterlassen. Perkussionist Jesse Günther fiel auf dieser Tour krankheitsbedingt komplett aus und Organist Markus Schramhauser hatte am Vorabend dann doch die Grippe erwischt. Somit waren diesmal „nur“ zehn Mitglieder von The Busters auf der Bühne. Dies tat der Stimmung jedoch keinen Abbruch, lediglich beim Klassiker „Mickey Mouse in Moskau“ fehlte mir das Akkordeon von Schramme leider schmerzlich, es ist einfach nicht dasselbe, nicht so wie man es eben kennt.

The Busters starteten mit dem Titelstück der neuen Scheibe „Straight Ahead“ und es gab im Laufe des Abends einen flotten Wechsel zwischen alten Perlen und neuen Stücken dies es vielleicht einmal werden könnten. Ich muss sagen das mir auf jedem Fall Stücke wie „Ska Is“ live wesentlich besser gefallen als auf CD oder im neuen Video. Live ist einfach echter und rauer als ein im Studio produziertes Album. Auch wenn mir der Gesamtansatz der neuen Stücke in manchen Anleihen doch zu poppig ist und ich mir vielleicht etwas mehr rocksteady two-tone Beat gewünscht hätte. Ich denke aber, dass gerade die Mischung aus alten und neuen Beats es The Busters ermöglichen ein ebenso vielfältiges Publikum zu begeistern, das volle Technikum gab Ihnen dabei auf jeden Fall mehr als nur Recht.

Was also neue Songs betrifft, dürfen und müssen Geschmäcker einfach verschieden sein. Einem gelungenen Auftritt von The Busters tun sie jedoch keinen Abbruch. Sie sind einfach eine geniale Live-Band, schaffen sie es doch mit Leichtigkeit auch den müdesten Hintern in Bewegung zu bringen. Egal ob alt oder jung, das Tanzbein wurde geschwungen. Bei der eingangs erwähnten Mischung aus alten und neuen Songs kam, soweit ich das beurteilen konnte, jeder auf seine Kosten. The Busters wurden erst mit zwei Zugaben in den wohlverdienten Feierabend entlassen. Insgesamt 33 Songs wurden gespielt und damit haben The Busters wieder einmal eindrucksvoll bewiesen, dass sie für mich zu den besten deutschsprachigen Live-Bands gehören. Musikalisch wie Menschlich immer wieder ein Genuss.

 

Bilder verpasst? Hier geht’s lang…

Setlist:
Intro
Straight Ahead
Late Night Jamboree
Liebe macht blind
Summertime
Ska is
The Devil m. m. d. i.
Skank Down
See the Light
The Best of Times
Love and Prayer Mania
Chase Them
Rope-A-Dope
No.1 Fan
Six Beers and Rocksteady Music
Wisdom Weed
Bailamos
Famine or Feast
Ain’t Gonna Do It Again
Always and Evermore
Ruder Than Rude
T.I.n‘.A. to Ska
No Risk, No Fun
Hope
Hunky-Dory
Supersonic Eskalator
Mickey Mouse in Moscow
Dead or Alive
All the things
Rosita
Wish You Were Here
That’s all
Outro (Hangin‘ Out With the Boys)

(Text & Bilder: Björn Engelke)


Carlos Martinez' The Rock’n ‘Roll Wrestling Bash

Freitag 15.12.2017, München, Backstage Werk


Support: Crossplane

Passend zum Ausklang des Jahres, kurz vor den Feiertagen, steht der Zirkus in Gestalt von Carlos Martinez‘ The Rock’n’Roll Wrestling Bash vor der Tür. Alljährlich geht es um diese Zeit durchs Land um diesmal angeblich im Gewand der griechischen Mythologie auf skurrile und vor allem rockige Weise zu unterhalten. Vergesst WWF, WWE und die anderen Jammerlappen. Nur beim Rock’n’Roll Wrestling Bash gibt es das richtige Gemetzel, nur hier treten die wahren Mächte von Gut und Böse gegeneinander an und es ist nicht klar, wer hier als Sieger vom Platze geht.

Auch dieses Mal gab es zum Aufwärmen guten Rock auf die Ohren. Crossplane aus dem Pott sollten mit feinstem Rock’n’Roll à la Motörhead dem Boden für das folgende Spektakel bereiten und den vier Jungs aus Essen gelang es großartig, das vorhandene Publikum auf den Abend einzustimmen. Sänger Celli animierte mit flotten Sprüchen zum Saufen und Mitgrölen, auch als Fotograf wurde man nicht verschont und musste seine Stimme am Mikrofon unter Beweis stellen. Tja, ist halt Pech, wenn man immer in der ersten Reihe rumtanzen muss, um gute Bilder einzufangen. Eine gute Stunde durften sich die vier austoben und hinterließen eine auf den Abend gut eingestimmte Menge. Hier geht’s nochmal zu den Bilder von Crossplane.

El Brujo mit seinem Gore-Chestra eröffneten kurz darauf den Teil auf den alle gewartet hatten. Mit lauten und dreckigen Songs wurde das kommende Gemetzel eingeläutet. Ebenfalls wurden die Augenweiden des Abends zu rockigem Sound präsentiert. Wie immer in München durfte The Dirty Old Man als Ansager der Kämpfe nicht fehlen. Witzig war das ein Fan sich eben jenen zum Vorbild genommen hatte und als perfektes Double durchgehen konnte. Naja fast, beim Bauch fehlte es dem Fan dann doch etwas.

The Dirty Old Man gab auch sogleich den ersten Kampf bekannt, Pain IND. Vs. Fireball. Zumindest am Anfang wurde kurz auf das Themengebiet der sagenumwobenen Kämpfe des alten Griechenlands hingewiesen. Letztendlich war aber klar, dass dies dann eher unwichtig war. Es folgte ein kurzer, knackiger Kampf, eröffnet von einem Standing-Dropkick. Dem Bösen Pain IND. wurde zum Ende die Hose zerrissen, sodass er nach der Niederlage mit blankem Arsch den Ring verlassen musste. Zwischen den Kämpfen gab es dann Schnaps im Coyote Ugly Style und da die meisten eh schon nicht mehr nüchtern waren, legten sich viele nur zu gerne auf den Rücken…

Insgesamt gab es vier Kämpfe zu sehen, untermalt vom Gore-Chestra. Mit Schnaps von den Ladies und klassischem Rocker-Liedgut von El Brujo wurde die Zwischenzeit ausgefüllt. Der vierte und letzte Kampf endete wie immer in einer großen Gruppenprügelei, der Ring wurde quasi zum Hexenkessel und alle Wrestler des Abends durften sich nochmals austoben. Am Ende war der Ring total von Kunstblut, Mehl und Bier versaut. Als krönenden Abschluss gab es dann noch ein paar Klassiker, unter anderem von Iron Maiden und Judas Priest. Dann durfte dieser durchaus gelungene und unterhaltsame Abend zu Ende gehen. Ein lustiger Abend, um einfach mal das Hirn auszuschalten und Spaß zu haben. Ich kann es nur jedem empfehlen, es gibt zum Jahresabschluss nichts Besseres.

Bilder verpasst? Hier geht’s lang…

(Text & Bilder: Björn Engelke)


Boppin'B - Farewell Sebi!

Donnerstag 30.11.2017, München, Backstage Club

Seit über 30 Jahren sind Boppin’B nun schon auf den deutschen Bühnen unterwegs. Im Schnitt ist die Truppe aus Aschaffenburg 180mal im Jahr zu sehen. Mindestens einmal im Jahr gehört auch ein Auftritt in München dazu. Ein wenig wehmütig konnte man bei diesem Auftritt schon werden, zwei Tage zuvor hatte die Band offiziell verkündet das Sänger Sebastian Bogensperger die Band im Februar 2018, nach fast fünf Jahren, verlassen wird. Somit war es der letzte Auftritt von Boppin’B in dieser Besetzung.

Eine Band wie Boppin’B benötigt natürlich kein Vorprogramm zum „Anwärmen“. Mit einem Repertoire aus über 30 Jahren Bandgeschichte stellte es kein Problem dem Club Leben einzuhauchen. Wobei hauchen deutlich untertrieben ist, Sebi und Master Sturm legten mit großen Schritten los, unterstützt natürlich vom furiosen Didi am Kontrabass, Frank am Saxophon und Thomas an den Drums. Nach den ersten Liedern zum lockeren Eingewöhnen, war die Tanzfläche soweit angewärmt dass es nun auch fast jedem gelang eine flotte Sohle auf’s Parkett zu legen.

Hier zeigte sich mal wieder wie zeitlos doch Rock’n’Roll oder auch Rockabilly der 50er/60er Jahre ist. Irgendeinen Song kennt man immer, sei es aus dem Radio, von zugegebener Maßen schlechten Coverversionen, oder aus der Plattensammlung der Eltern. Natürlich durften die eigenen Songs in deutscher Sprache, welche sich nahtlos in das Set einreihten, auch nicht fehlen. Mit Schabernack über Schulabschlüsse von Frank und Golo oder auch über das eigene (Band-)Alter wurden die, bei so einem großen Set, notwendigen kleinen Verschnaufpausen kaschiert. Akrobatischen Einlagen, z.B. Boxenklettern oder Pyramidenbau bereicherten außerdem das Programm. Nach guter alter „all killers, no fillers“-Manier gab es inklusive Zugabe 33 Songs zu hören. Damit spielten Boppin’B über zwei Stunden am Stück. Ich kenne wirklich nur wenige Bands die eine solche Leistung mit so viel Bravour und Spaß absolvieren. Ich kann wirklich nur jedem empfehlen ein Konzert von diesen Jungs zu besuchen. Es wird sicherlich nicht das letzte Mal sein dass Sie in München spielen, wenn auch nicht in dieser Besetzung.

(Text & Bilder: Björn Engelke)